Self-Publishing: Geschichte, Entwicklung und wie es funktioniert

Self-Publishing bedeutet, dass ein Autor sein Werk selbstständig veröffentlicht. Das geschieht ohne die Beteiligung eines klassischen Verlags. Autoren behalten so die volle Kontrolle über Inhalt, Design sowie Vertrieb ihres Werks. Sie übernehmen ebenso alle Verantwortlichkeiten sowie Kosten. Self-Publishing umfasst verschiedene Medien wie Bücher, Zeitschriften, Musikalben oder digitale Inhalte – etwa Web-Fiction.

Geschichte und Entwicklung

Das Konzept des Self-Publishing ist kein neues Phänomen. Seine Wurzeln reichen einige Jahrhunderte zurück. Im 18. Jahrhundert veröffentlichte der britische Satiriker Laurence Sterne 1759 die ersten zwei Bände von „Tristram Shandy“ selbst. Auch der Dichter Ezra Pound publizierte 1908 seine Sammlung „A Lume Spento“ in Eigenregie. Die Exemplare verkaufte er für sechs Pence pro Stück. Diese frühen Beispiele zeigen, wie Autoren ihre Werke ohne klassische Verlage verbreiten wollten. Sogar Johann Wolfgang von Goethe war Self-Publisher. Sein bekanntes Werk „Götz von Berlichingen“ (1773) wurde zunächst ohne Verlag gedruckt. Goethe finanzierte die Publikation selbst und unternahm so einen wichtigen Schritt hin zur künstlerischen Unabhängigkeit. Der Erfolg des Dramas trug dazu bei, seine Karriere als Schriftsteller zu begründen – er wurde in der Literatur bekannt.

Das 20. Jahrhundert zeigte weitere bemerkenswerte Beispiele. Irma S. Rombauer veröffentlichte 1931 „The Joy of Cooking“ selbst. Zuerst druckte sie 3.000 Exemplare. Das Buch wurde später ein Kochklassiker mit über 18 Millionen verkauften Exemplaren. Virginia Woolf publizierte ihren letzten Roman „Between the Acts“ 1941 über ihre eigene Hogarth Press – sie gründete so ihren eigenen Verlag. Ein weiteres Beispiel aus neuerer Zeit ist „Fifty Shades of Grey“ von E. L. James. Ursprünglich als Twilight-Fan-Fiction gedacht, veröffentlichte James den Roman zuerst als E-Book – außerdem als Print-on-Demand-Titel. Der rasche Erfolg des Buches führte schließlich zu einem Vertrag mit einem großen Verlag. Die Serie wurde international bekannt und verkaufte sich millionenfach.

Die digitale Technologie und das Internet haben Self-Publishing stark verändert. Die Einführung von Print-on-Demand (POD) Mitte der 1990er-Jahre ermöglichte es Autoren, physische Kopien ihrer Werke ohne große Vorabkosten zu produzieren. Diese Innovation hat das Publizieren demokratisiert – gemeinsam mit dem Aufstieg von E-Books sowie Online-Vertriebsplattformen. Autoren erreichen so globale Zielgruppen relativ einfach.

Vorteile und Nachteile

Self-Publishing bietet einige Vorteile:

  • Schneller Markteintritt: Autoren publizieren ihre Werke schnell und umgehen so die oft langen Prozesse klassischer Verlage.
  • Kreative Kontrolle: Sie behalten die vollen Rechte und treffen alle kreativen Entscheidungen – vom Inhalt bis zum Coverdesign.
  • Höhere Tantiemen: Ohne Mittler verdienen Autoren potenziell einen größeren Anteil am Gewinn ihrer Verkäufe.

Aber Self-Publishing birgt auch Herausforderungen:

  • Finanzielle Verantwortung: Autoren tragen alle Kosten – inklusive Lektorat, Design, Marketing und Vertrieb.
  • Marktzugang: Es kann schwerer sein, ohne die Unterstützung eines Verlags in Buchhandlungen sichtbar zu werden.
  • Wahrnehmung und Stigma: Manche Leser oder Branchenexperten sehen selbstverlegte Werke als qualitativ geringer an, verglichen mit klassischen Veröffentlichungen. Dieser Aspekt hat allerdings in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung verloren, denn bei mehr als 80% aller Neuerscheinungen sind heute im Self-Publishing erschienen und die traditionellen Publikumsverlage verlegen alles, was Geld bringt, womit sie auch ihre Gatekeeper-Funktion aufgegeben haben. Der Publikationsweg sagt letzten Endes gar nichts über die Qualität des Geschriebenen aus.

Aktuelle Self-Publishing-Plattformen

Heute gibt es viele Plattformen, die Self-Publishing erleichtern – sie bieten verschiedene Dienstleistungen für Autoren:

  • Amazons Kindle Direct Publishing (KDP): Ermöglicht es Autoren, E-Books sowie Taschenbücher zu publizieren. Es bietet Zugang zu Amazons großem Kundenstamm, ist gleichzeitig aber auch darauf beschränkt.
  • Apple Books: E-Book Shop, in dem Titel klassischer Verlage aber immer prominenter platziert werden als die von unbekannten Neuautoren.
  • Lulu: Bietet Werkzeuge, um sowohl gedruckte als auch digitale Bücher zu erstellen, zu publizieren oder zu vertreiben.
  • Smashwords: Spezialisiert sich auf E-Book-Publishing und -Vertrieb – es richtet sich an verschiedene E-Reading-Plattformen.
  • Self-Publishing.com (von The Self-Publishing Company) vereinfacht den Self-Publishing-Prozess. Es macht ihn für Autoren weltweit zugänglicher. Außerdem ist es „Multi-Plattform“: Autoren können ihr Buch/E-Book über große Vertriebskanäle wie Amazon, Apple, aber auch klassische Buchhandlungen weltweit publizieren – ohne sich mit jedem einzelnen Distributor auseinandersetzen zu müssen und Zeit in verschiedene Systeme zu investieren.

Irreführende Abgrenzungen innerhalb der Publishing-Landschaft

Verlage, die im Auftrag des Autors ein Buch herausbringen (sozusagen Self-Publishing mit Verlags Know-how) werden oft als unseriös bezeichnet („Zuschussverlage“), dabei bündeln sie die Dienstleistungen einfach nur, die ein Autor sonst selbst erbringen oder teuer einzeln einkaufen müsste. Dies kostet zwar, muss aber nicht teurer sein, als wenn man sich die einzelnen Leistungen selbst hinzukauft (Lektor, Buchsetzer, Grafiker, Druckabwicklung, Vertrieb, Marketing). Außerdem ist man hier durch Autorenberater persönlich betreut.
Wer das nicht benötigt oder sich selbst die Hilfe individuell zusammenstellen will, kann dies im sogenannten Hybrid-Publishing machen: Dieser Ansatz kombiniert Elemente des klassischen sowie Self-Publishing. Autoren teilen sich die Produktionskosten mit dem Verlag. Im Gegenzug erhalten sie möglicherweise höhere Tantiemen. Sie profitieren ebenso von einigen Verlagsdienstleistungen wie Vertrieb oder Marketing.

Letzten Endes sind alle Modelle – ob Hybrid-Publishing, Zuschussverlag oder reines Self-Publishing, bei dem man alles selbst macht, das Gleiche. Sie unterscheiden sich einfach in der Menge an Hilfe, die man in Anspruch nehmen möchte (und den damit verbundenen Kosten). Ganz ohne Hilfe geht es nie, denn spätestens, wenn es an den Buchdruck und -verkauf geht, ist man auf Dritte angewiesen.

Fazit

Self-Publishing hat sich von einer Nische zu einer gängigen Option entwickelt. Es ermöglicht Autoren Autonomie – ebenso einen direkten Zugang zu Lesern. Es bietet viele Vorteile, darunter kreative Kontrolle oder höhere Gewinnmargen. Aber Autoren müssen ggf. auch Rollen übernehmen, die traditionell von Verlagen verwaltet werden – etwa Marketing – oder Vertrieb. Die Publishing-Landschaft entwickelt sich ständig weiter. Self-Publishing hat sich zu einer großartigen Möglichkeit für Autoren weltweit entwickelt, deren Alternative bisher war, dass das Manuskript in der Schublade verstaubt. Und dass nicht mehr ein Verleger, sondern der Markt (also die Leserinnen und Leser) entscheidet, wie gut ein Buch ankommt, hat schon zu vielen überraschenden Verkaufserfolgen geführt.